Willkommen auf meinem Blog über mein Freiwilligenjahr in Minsk, Belarus!

Donnerstag, 14. April 2011

Odessa, Lviv und ein Anschlag in Minsk

Das wichtigste als allererstes: Uns geht es gut. Zum Zeitpunkt des Anschlags waren wir gar nicht in Minsk, sondern in Lviv in der Ukraine. 
Als wir von der Explosition hörten, saßen wir grade in einer Kneipe in Lviv und konnten es gar nicht glauben. Wer legt denn in Minsk eine Bombe... So wirklich begreifen kann ich es immer noch nicht, obwohl ich seit heute Morgen wieder in Minsk bin und auf dem Heimweg die vielen Blumen vor der Metrostation Kastrishnizkaja gesehen habe. Für mich ist es unvorstellbar wie jemand in Minsk, wo ich mich mittlerweile total zuhause fühle eine Bombe legen kann. Ich fühle mich das erste Mal von so etwas direkt betroffen und obwohl es nur Gedankenspinnerei ist, sind die Gedanken, dass ich fast täglich Metro fahre und wenn ich vielleicht nicht auf dem Seminar in Odessa bzw Lviv gewesen wäre, auch gut in der Metro hätte sitzen können, auch irgendwie da.
Darüber, wer für die Anschläge verantwortlich sein könnte, bin ich sehr gespalten. Ich kann (und will) mir weder vorstellen, dass die Opposition Bombe gelegt haben könnte, noch das Lukaschenko sein eigenes Volk umbringen würde. Allerdings denke ich, dass er die Anschläge jetzt zu seinem Vorteil nutzen wird. Er kann sich wieder als Retter aufspielen, der das ganze schon nach zwei Tagen aufgeklärt hat (ich bezweifle, dass die Geständnisse freiwillig und ohne Zwang abgegeben wurden) und er kann weitere Einschränkungen und Verfolgungen der Opposition mit der nationalen Sicherheit begründen. Außerdem tut sich das Bild wie er mit seinem kleinen Sohn Blumen in der Metro niederlegt für die Opfer auch richtig gut bei den Anhängern...
Geärgert habe ich mich mal wieder über die Berichterstattung in den deutschen Medien, der erste Bericht, den ich gesehen habe, war mehr eine Aneinanderreihung sämtlicher Klischees als wirkliche Berichterstattung darüber, was passiert ist. Bestes Beispiel dafür war, dass mehrmals darauf hingewiesen wurde, dass die Metrostation neben Lukaschenkos Präsidentenpalast liegt und auch am Oktoberplatz, wo es 2006 nach den Wahlen Demos gab. Dass Kastrichnizkaja einfach die Umsteigemetrostation ist, wo man von der einen auf die andere Linie kommt und dort immer am meisten los ist, wurde nicht erwähnt.


Mehr Zeit auch über das Seminar und die Zeit in der Ukraine und sogar noch über die Dinge davor zu erzähen, habe ich gerade nicht, aber ich hoffe darauf, am Wochenende mal wieder Zeit zu haben, dann wird das nachgeliefert!


Пока, Йоханна