Willkommen auf meinem Blog über mein Freiwilligenjahr in Minsk, Belarus!

Sonntag, 31. Juli 2011

Das Kinderlager in Nadezhda

Nach fast einem Monat auf unseren beiden Sommerlagern bin ich seit Mittwochabend wieder in Minsk. 

Das erste der beiden Lager war das Kinderlager für Kinder des Kinderheims in Novinki des Vereins Kanikuli im Sanatorium in Nadezhda. Für sechs Tage wohnten wir dort in fünf kleinen Häuschen, wir das waren: drei Pädagogen, neun Freiwillige und zwölf Kinder. Jeder betreute ein Kind, mit dem er dann für die Zeit des Lagers auch in einem Zimmer schlief und es rund um die Uhr 1:1 betreute.
Wir nahmen zwei Kinder von der Mädchenstation, drei von der Jungsstation und sieben von meiner Station, der Kleinkinderstation mit. Leider war das Wetter nicht so gut wie erhofft, trotzdem hatten wir ein abwechslungsreiches Programm, wir bastelten mit Ton, malten Namensschilder und einen großen Elefanten, buken Stockbrot, waren viel draußen auf dem Spielplatz, machten einmal Aromatherapie und die Kinder bekamen zweimal Massagen. Das meiner Meinung nach allerwichtigste war jedoch, dass jedes Kind einen Freiwilligen hatte, der die ganze Zeit mit ihm verbrachte und der nur für ihn da war. Bei einigen Kindern merkte man dadurch wie sie aufblühten: Dascha, die ich im Heim bis jetzt nur sehr selten lachen gesehn habe, lachte viel und war entspannt; Igor, der im Heim oft sehr schwierig und überdreht ist, war mit Hannah total glücklich. Doch der für mich wichtigste war Pascha. Ich hatte mich die letzten Monate sehr dafür eingesetzt ihn ins Lager mitnehmen zu können. Im Heim wird er leider von vielen übersehen und bekommt kaum Aufmerksamkeit, die letzten Monate habe ich mit ihm immer Laufen geübt und es auch geschafft eine gute Beziehung zu ihm aufzubauen. Normalerweise lacht er so gut wie nie und schaut auch einem nicht in die Augen oder sucht Augenkontakt. Außerdem ist er wohl taub und bewegt sich von sich auch normalerweise nicht. Er nuckelt auch viel am Daumen oder steckt sich gerne die ganze Hand in den Mund und schluckt seine Spucke nicht, sodass er oft nasse Kleidung hat und von den Sanitarki die Hände mit einer Strumpfhose oder einem Tuch zu einer Art Zwangsjacke gebunden bekommt. Nach einiger Zeit wusste er dann schon, dass wir, wenn ich da bin zusammen laufen, dann kam er mir entgegengekrabbelt und lief auch immer sicherer, sogar so gut, dass er vor zwei Monaten ungefähr anfing ohne meine Hand zu laufen. Sein Lieblingsspiel ist es immernoch, dass ich seine Hand loslasse wenn er steht und dann zwei Schritte vorgehe, mich hinkniee und ihn dann zu mir rufe. Dann kommt er mit kleinen Schrittchen zu mir gelaufen und kuschelt sich dann an mich an und lässt sich gegen mich fallen. 
Auf dem Kinderlager wirkte er einfach total glücklich, nach einem Tag ließ er meine Hand gar nicht mehr los und suchte sie auch immer, wenn ich in der Nähe war und hielt sie fest. Wir drehten unsere Runden auf dem Gelände von Nadezhda und er lief immer besser und sicherer. Dadurch, dass wir auch gleich morgens zum Frühstück liefen und er nicht wie im Heim oft nur rumsaß oder rumlag, war er viel aktiver und aufmerksamer. Er beobachtete viel mehr seine Umgebung und "erzählte" vor allem dann wenn er Schlafen sollte Geschichten. Schlafen wollte er überhaupt nicht und setzte sich dann solange immer wieder auf, bis ich mich mit ihm hinlegte und wartete bis er eingeschlafen war.


Igor

Jascha

Dima, Kay, Vadim und Denis

Dascha

Igor und Lena belegen die Torte

Pascha

Hannah und Denis auf der Rutsche

Pascha

Kay und Dima

Dima auf der Rutsche

Hannah und Igor


Schwierigster Moment des Lagers war es dann nach sechs Tagen wieder auf Wiedersehen bis zum nächsten Jahr zu sagen. Und vorgestern, an meinem ersten Tag in Novinki wurde ich dann als erstes gefragt:


"Johanna - fahren wir nächstes Jahr wieder aufs Lager?"