Willkommen auf meinem Blog über mein Freiwilligenjahr in Minsk, Belarus!

Montag, 25. Oktober 2010

Nun doch ein Blog!

Ich habe mich nach einigem Überlegen, jetzt doch entschieden, einen Blog über meinen Freiwilligendienst in Minsk zu führen. Da dieser aber nun doch schon fast 2 Monate dauert, wird der Anfang erst mal die Zusammenfassung davon sein...

Mein Jahr im Ausland begann erstmal mit zwei Wochen Seminar in Deutschland. Vom 3. September bis 11. September hatten wir unser Vorbereitungsseminar in Hirschluch mit 130 anderen Freiwilligen von ASF. In unseren PAG's (Projektarbeitsgruppen) und in Workshops haben wir uns auf unsere kommende Arbeit vorbereitet. Im Nachhinein finde ich dass das Seminar sehr gut und nützlich war, aber während der Seminarzeit fand ich es irgendwann doch nervig jetzt schon wieder erklären zu müssen, warum ich das FSJ mache und was meine Erwartungen sind und so... Auch fand ich den Zustand zwischen Verabschiedung von Familie und Freunden und wirklicher Ausreise sehr seltsam, denn man hatte sich zwar schon verabschiedet, aber war doch noch in Deutschland.
Am 10. September war dann die große Abschiedsparty und im Laufe der Nacht und am Morgen des 11. September sind dann alle anderen Freiwilligen, außer uns, in ihre Projektländer aufgebrochen. Wir hatten unser Länderseminar noch in Berlin- Dahlem. Bevor ich jedoch dorthin gefahren bin, habe ich den Sonntag vormittag noch dazu genutzt mich mit meiner Schwester Ruth und ihren Kindern, die auch in Berlin waren zu treffen.

Das Seminar in Dahlem war dann nur noch speziell für die Russland, Ukraine und Belarus Freiwilligen. Dort gab es dann viele konkrete Infos zur Situation in den Ländern und auch zu unserer Wohnsituation. Ich habe dort dann auch erfahren, dass meine Projekte sich nochmal geändert haben. Ich war ja davon ausgegangen, in der Dolja (einem Verein ehemaliger Zwangsarbeiter), einer Einrichtung für Behinderte und im Kinderheim in Novinki zu arbeiten, mein Hauptprojekt ist jetzt jedoch das jüdische Sozial- und Kulturzentrum Hesed- Rahamim. Dazu aber später mehr.
Am 14. September ging es aber dann doch endlich los mit dem Zug Richtung Minsk. Die Zugfahrt war sehr aufregend, einmal der Zug an sich schon, mit Teppichen im Flur und einem gemütlich kleinem Abteil, in das unser ganzes Gepäck jedoch nur mit viel Gequetsche reinpasste. Nachts gegen 5 passierten wir dann die polnisch- weißrussische Grenze und danach wurde unser Zug dann noch umgesetzt, da hier die Schienen 89mm breiter sind. Während des Umsetzens bin ich dann doch schon wieder eingeschlafen. Gegen 11 Uhr kamen wir dann endlich in Minsk an. Auf der Taxifahrt zu unserer Wohnung fühlte ich mich wie ein kleines Kind, dass mit riesengroßen Augen durch die Welt geht und gar nicht weiß, wo es zuerst hinschauen soll. Dieses Gefühl hielt auch noch die nächsten Tage an, denn es gibt hier einfach viel zu viel zu entdecken.

In der Wohnung angekommen habe ich dann als erstes meinen Koffer ausgepackt, damit fühlte ich mich dann richtig angekommen und das Gefühl, nach zwei Wochen nicht mehr aus dem Koffer leben zu müssen war einfach super!
Die ersten paar Tage verbrachten wir dann mit der Registrierung und damit alle Projekte die es in Minsk gibt zu besuchen. Außerdem haben Tina und Laura, unsere Vorgängerinnen hier in Minsk, eine Stadtrallye für uns organisiert, damit wir Minsk schon etwas besser kennenlernen.
Tja und danach begann dann der Alltag und die Arbeit. Montags und Mittwochs arbeite ich jetzt im jüdischen Sozial- und Kulturzentrum Hesed Rahamim. Montags bin ich meistens mit Fahrern unterwegs zu verschiedenen Klienten des Hesed. Es gibt verschiedene Dienste, so etwas wie Essen auf Rädern, dann einen Bettwäschedienst, bei dem wir die Bettwäsche bei den Klienten abholen und ihnen frische bringen und letzte Woche haben wir Lebensmittelpakete verteilt. Im Moment bin ich noch mit einem Fahrer und einem Begleiter unterwegs, sodass wir dann zu zweit ein kleines Paket zu den Leuten bringen. Aber im Moment geht es hauptsächlich dadrum, dass ich die Abläufe kennen lerne und die Klienten mich kennenlernen, damit ich später dann auch ohne den Begleiter mitfahren kann. Mittwochs besuche ich dann meistens zwei "babuschki" (Omas). Zuerst gehe ich zu Esther. Sie sitzt im Rollstuhl, aber da sie mit ihrer Tocher zusammenwohnt, braucht sie keine Hilfe im Haushalt, sondern einfach nur jemand, der sich mit ihr unterhält. Wir haben auch schon Fotoalben geschaut und sie bringt mir immer ganz viele Vokabeln auf russisch bei, die ich ihr dann auf Deutsch auch noch mal sagen muss, denn sie konnte einmal Deutsch sprechen und ist sehr traurig darüber, dass sie es vergessen hat.
Danach gehe ich zu Irina Iwanowna. Ihre Adresse bekam ich auch über das Hesed. Sie hat früher auch einmal als Freiwillige im Hesed geholfen, jetzt ist sie aber selbst alt und da sie keine Jüdin ist, kann das Hesed nichts für sie tun. Mit ihr trinke ich meistens auch erstmal Tee und werde dazu genötigt, etwas zu essen ("Kindchen, ich muss dich doch ernähren") . Danach helfe ich ihr dann im Haushalt, ich putze Fenster oder wische Staub oder was halt grade so zu tun ist. Irina war früher Deutsch- und Englischlehrerin, daher haben wir am Anfang meist Deutsch gesprochen, mittlerweile sprechen wir über einfachere Dinge auf Russisch und wenn ich dann etwas nicht verstehe doch auf Deutsch.
Über das Hesed besuche ich auch noch eine Familie, Mutter und Tochter. Die Tochter sitzt im Rollstuhl, kann aber mit Hilfe und mit einem extra für sie gebauten Gestell in der Wohnung laufen. Ihnen helfe ich auch manchmal im Haushalt, oder ich gehe mit der Tochter spazieren oder unterhalte mich einfach mit ihr.
Dienstags bin ich in der Geschichtswerkstatt, das ist ein Museum auf dem Gelände des ehemaligen Ghettos von Minsk, dort gibt es eine Ausstellung über die Schicksale ehemaliger Zwangsarbeiter in Deutschland, außerdem ganz viele Veranstaltungen und Diskussionsrunden. Eine Veranstaltung ist der "Club der deutschen Sprache". Dort treffen sich mehrere ältere Damen und Herren, die Deutsch lernen. Ich habe dort schon eine PP- Präsentation über Merzig und das Saarland gehalten, ansonsten lesen wir dort momentan zum Beispiel Aschenputtel von den Gebrüdern Grimm oder auch Emil und die Detektive. Nach dem "Unterricht" wird dann noch immer Tee getrunken und erzählt. In der Geschichtswerkstatt habe ich ansonsten auch schon bei dem Korrekturlesen eines Buches geholfen. In dem Buch wird anhand von Interviews die Schicksale von Menschen erzählt, die in Deutschland Zwangsarbeit leisten mussten.
Über die Geschichtswerkstatt besuche ich auch noch Anna Iwanowna. Sie war Zwangsarbeiterin in Deutschland und wohnt ganz in meiner Nähe, ihr helfe ich auch im Haushalt.
Zwei Tage die Woche arbeite ich dann noch auf der Kleinkinderstation im Kinderheim in Novinki. Die Arbeit dort ist sehr unterschiedlich, auf der einen Seite macht es mir viel Spaß mich mit den Kindern zu beschäftigen, aber die Zustände in Novinki sind manchmal auch sehr bedrückend. Glücklicherweise arbeitet auf der Kleinkinderstation eine nette Pädagogin, die mir am Anfang zu den einzelnen Kindern kurz etwas erzählt hat und die mir im Moment auch viel zeigt, was ich mit ihnen tun kann um sie zu fördern.

Soviel erstmal von mir, ich werde versuchen in den nächsten Tagen mal einige Fotos hochzuladen, muss aber schauen, denn auf meinem Computer funktioniert unser Internet nicht, also muss ich immer meine Mitbewohnerin Hannah um den Laptop angammeln... Ich hoffe aber, dass das sich ändert, wenn mein Laptop wieder XP drauf hat und einer unserer deutschen Mitfreiwilligen hat versprochen mir das zu machen.

Viele Grüße aus dem sonnigen und herbstlichen Minsk!

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