Willkommen auf meinem Blog über mein Freiwilligenjahr in Minsk, Belarus!

Dienstag, 26. Oktober 2010

Der "Club der deutschen Sprache"

Nach und nach will ich hier jetzt meine verschiedenen Projekte vorstellen, heute fange ich mit dem Deutsch-Club in der Geschichtswerkstatt an:

Jeden Dienstag um 12 Uhr treffen sich normalerweise ungefähr 7 ältere Damen und Herren und ihre Lehrerin Natascha in den Räumen der Geschichtswerkstatt zum Deutschclub. Einige von ihnen haben einmal für kurze Zeit in Deutschland gelebt, zum großen Teil waren sie während des Krieges Zwangsarbeiter in Deutschland, einige haben aber auch später nochmal in Deutschland gelebt oder sonst wo deutsch gelernt und bei den Treffen wird meist ein Text gelesen und übersetzt und danach auch noch Grammatik gelernt. Vor kurzem haben wir Teile von Erich Kästners Emil und die Detektive gelesen. Im Moment lesen wir Aschenputtel von den Gebrüdern Grimm. Aschenputtel ist ja schon für Deutsche manchmal schwierig zu lesen, weil die Sprache doch etwas veraltet ist, daher ist es für Deutschlernende natürlich nochmal schwieriger und oftmals führt das zu einigen Verständigungsproblemen, zum Beispiel dass „Linsen lesen“ nichts mit dem Lesen eines Textes zu tun hat oder dass das „Reis“ nicht nur das Nahrungsmittel Reis ist sondern auch eine veraltete Form für „Reisig“. Da bin ich dann meistens gefragt und muss mir einfachere oder gebräuchlichere Synonyme überlegen.
Das schönste am Deutschclub ist für mich jedoch immer die älteren Damen und Herren untereinander zu beobachten: sie lassen sich nicht ausreden und reden dazwischen, wenn der andere an der Reihe ist, weil sie es natürlich immer noch etwas besser wissen, oder sie quasseln untereinander anstatt zuzuhören und wenn sie dann an der Reihe sind wissen sie nicht wo wir dran sind mit Lesen, sie streiten sich über Formulierungen und Wörter etc. Manchmal hat man das Gefühl sie sind schlimmer als Schulkinder ;). Außerdem sind sie nie um eine Antwort verlegen, zum Beispiel hat einer der Herren auf die Aufgabe von Natascha, er solle uns doch bitte eine Minsker Sehenswürdigkeit nennen, geantwortet: „Ich natürlich!“ , derselbe Herr begrüßt einen seiner „Mitschüler“ auch immer wieder auf deutsch mit „Guten Tag du Schurke!“.
Nach dem Lesen und der Grammatik wird dann meist noch Tee getrunken und Kekse oder Brote oder was sonst jemand so mitgebracht hat gegessen und geredet. Untereinander unterhalten sie sich immer auf Russisch, aber mit mir versuchen sie immer  Deutsch zu reden und bemühen sich dann dass ich sie auch nur ja verstehe und sind auch immer sehr stolz wenn ich ihnen auf Nachfrage zusichere, dass der Satz jetzt richtig war.

Natascha wird jetzt jedoch aufhören, den Deutschclub zu leiten, aber die letzten beiden Male war schon ihre Nachfolgerin dabei, Iryna. Mit ihr habe ich mir schon zusammen überlegt, dass wir in Zukunft auch noch mehr über Deutschland, einzelne Städte oder Bundesländer machen wollen und wir haben schon beschlossen im übernächsten Deutschclub, der ja am 9. November sein wird, das Thema Mauerfall und der 9. November in der deutschen Geschichte zu behandeln. Außerdem habe ich schon die Aufgabe von einem der Teilnehmer, dass ich ihm einen Text aus einer Deutschprüfung sprechen und aufnehmen soll, damit er ihn sich zum Lernen immer anhören kann, denn seinen MP3 –Player mit allen möglichen deutschen Texten und Liedern hat er immer dabei ;). Ich finde es super, dass er sich noch so gut mit Technik auskennt und es ist auf jeden Fall ein nicht alltäglicher Anblick einen über 70jährigen, grauhaarigen Opa mit MP3 Player und Ohrstöpseln zu sehen. Allerdings muss ich jetzt mich jetzt erst mal mit meiner Technik auseinandersetzen, denn bis jetzt habe ich noch keine Ahnung wie ich das aufnehmen soll…
Wie den Deutschclub gibt es im Rahmen des Treffpunkt Dialogs viele verschiedene Veranstaltungen: den Handarbeitsclub, den Club der Traditionen, einen Tanztreff und regelmäßig Veranstaltungen für Jubilare, zum Beispiel zum Tag des Verteidigers des Vaterlandes am 23. Februar.

Das wars jetzt erstmal soweit vom Deutschclub. Ein anderes amüsantes Erlebnis hatte ich heute in der Metrostation Kupalowskaja:


Das ist das Plakat für das Sabaton Konzert am 3. November in Minsk für das ich ja auch schon eine Karte habe. Die Schreibweise von englischen Namen im Kyrillischen bringt mich jedes Mal zum Schmunzeln, aus „Alestorm“ wird dann mal „Aljestorm“ oder aus „Steelwing“ „Stilwing“.

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