Willkommen auf meinem Blog über mein Freiwilligenjahr in Minsk, Belarus!

Sonntag, 21. August 2011

Das Sommerlager von Rasnie- Ravnie

Круглое озера - runder See, so lautet der Name des Lagers zu dem sich seit einigen Jahren junge Erwachsene - mit körperlichen Behinderungen und ohne - für fast drei Wochen im belarussischen Wald aufmachen und dieses Jahr war ich auch mit dabei. 
Die ersten 5 Tage bauten wir mit elf Freiwilligen erst einmal alles auf, was man zu so einem Lager braucht: Zelte, große Armeezelte, die Küche, die Kantine, eine Toilette, eine Dusche und sogar eine Banja, alles natürlich rollstuhlgerecht. 
Nach diesen Aufbautagen kamen am 6. Tag über dreißig Teilnehmer und auf einmal war die Stille in unserem Wald zu Ende und das eigentliche Seminarprogramm begann. Aufgeteilt war es in drei Teile, "Ich und ich", "Ich und andere" und "Ich und die Gesellschaft". Zu jedem Teil gab es Rollenspiele, Diskussionen und Workshops. Menschen mit Behinderungen leben in Belarus immer noch am Rande der Gesellschaft und obwohl ein Teil der Teilnehmer studiert hat, arbeiten nur sehr wenige, die meisten sitzen zuhause. Darauf diese zu fordern, zielt der Grundgedanke des Lagers: sie sollen aktiver werden, sich selbst versuchen einzubringen und nicht in ihrer von der Gesellschaft gegebenen Position verharren. Oft war es schwierig überhaupt eine Diskussion entstehen zu lassen, viele der Teilnehmer sind es nicht gewöhnt, überhaupt ihre Meinung zu formulieren. 
Zu dem Seminarprogramm kommt auch, dass Leben im Wald auch nicht immer einfach ist, aber trotz allen Schwierigkeiten waren wir eine tolle Gruppe und als es nach elf Tagen für die Teilnehmer wieder nach Hause ging, hätten viele gerne auf den Luxus von warmem, fließenden Wasser, Elektrizität oder anderen Entbehrlichkeiten verzichtet, nur um noch länger am See bleiben zu können. 


Für uns Freiwillige ging mit der Abreise der Teilnehmer dann das Abbauen des Lagers los, das dauerte jedoch nur noch einen Tag und am nächsten Abend waren wir auch wieder in Minsk. Zuerst einmal war es da aber viel zu laut, zu viele Menschen, die Wohnung wirkte nach drei Wochen Armeezelt, dass fast so groß war wie unsere ganze Wohnung auch viel zu klein und nachdem ich zum ersten Mal wieder Nachrichten las, wünschte ich mich ernsthaft zurück in "unseren" Wald!

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