Willkommen auf meinem Blog über mein Freiwilligenjahr in Minsk, Belarus!

Montag, 14. Februar 2011

Winter, so unsagbar Winter...

Nachdem es letzte Woche taute und man schonmal eine Ahnung vom Frühling bekam, ist der Winter jetzt mit aller Kraft zurückgekehrt. Der Wetterbericht spricht von -14° bis -20°. Das Thermometer heute am Kamarowski war da etwas optimistischer:


Was die gefühlte Temperatur angeht, liegt die aber um einiges tiefer. Nachdem ich heute nur zehn Minuten fotografiert habe, brauchte mein Zeigefinger bestimmt eine halbe Stunde um mal wieder annähernd aufzutauen und ist auch jetzt immer noch ein wenig taub.

Die nächsten Fotos sind gestern nachmittag auf dem Weg in bzw. im Park Tscheljuskinzew enstanden, wobei mir das dritte mit dem Riesenrad am besten gefällt:




Im Moment möchte ich ja meinen Vorsatz mit dem endlich richtig viel hier fotografieren hier umsetzen, da ich ja in der ersten Zeit hier so wenig fotografiert habe. Gerade lässt sich das in dem Wintertraum hier auch ganz gut umsetzen.

Ansonsten bin ich momentan allerdings etwas frustriert, nachdem ich ja dann vorletzte Woche entschieden und auch schon mit unserer Koordinatorin und den Leuten in Novinki abgesprochen habe, dass ich auch gerne noch den Mittwoch dort arbeiten möchte, bekam ich diesen Mittwoch dann erstmal gesagt, dass jetzt Quarantäne wäre und ich erst danach wieder kommen sollte, obwohl es von der selben Person (der stellv. Direktorin) eine Woche vorher hieß, dass ich ja jetzt schon länger dort gearbeitet hätte und die Quarantäne mich dann nicht betreffen würde. Allerdings sind hier alle im Moment ein wenig panisch wegen dieser Grippewelle, selbst in der Metro wurde davor gewahnt, sich in großen Menschenmengen aufzuhalten und dafür geworben, sich immer die Hände gründlich zu waschen. Ich kann also zwar, den Gedanken hinter der Quarantäne verstehen, empfinde es aber gerade als ziemlich frustrierend, nicht zu den Kindern zu können, da ich mittlerweile soweit Russisch kann, dass es in Novinki im Moment eigentlich gut klappt. Außerdem gibt es dort jetzt einen neuen Direktor, den ich letztens auch schon kennengelernt habe und der auch wirklich freundlich zu sein scheint und vorher schon eine Behindertenwerkstatt geleitet hat. Eine erste Neuerung gibt es auf unserer Station schon: Dort arbeitet manchmal eine Pädagogin, an den anderen Tagen auch zwei, wobei die zweite in einem winzig kleinen Zimmerchen ganz hinten auf der Station arbeitet, in das sie sich dann mit 6 oder 7 Kindern, von denen meist auch noch ein oder zwei im Rollstuhl sitzen quetscht. Sie hatte vorher wohl schon einmal versucht anzuregen, dass sie den Unterricht so gestalten kann, dass sie immer nur ein oder zwei Kinder in das Zimmer mitnimmt und dann eine halbe Stunde Unterricht macht und danach die nächsten Kinder dran sind. Der alte Direktor hat diesen Vorschlag allerdings abgelehnt, dem neuen Direktor hat sie ihn jetzt wieder vorgebracht und er hat abgesegnet. Danach führte das dann allerdings zu ziemlichen Diskussionen, denn die restlichen Kinder wollen ja auch gerne beschäftigt werden, wobei der neue Direktor dann nur meinte, warum die Sanitarki sie denn nicht beschäftigen, worauf sie sich dann wieder beschwert haben, dass sie ja nicht noch auf die Kinder aufpassen könnten und so weiter... Die letzten zwei Wochen wurde der neue  Plan jetzt schon umgesetzt, allerdings war es dann erstmal ziemlich chaotisch: Die Kinder fanden es zwar gut, dass sie jetzt die Aufmerksamkeit der Pädagogin für sich haben, verstehen aber nicht, warum sie nur noch eine halbe Stunde in die Klasse dürfen und den Rest der Zeit in ihrem Zimmer oder auf dem Flur sein sollen, weil sie dort dann eben doch keine Beschäftigung hatten, sodass die Kinder dann meistens vor der Klasse im mittleren Teil der Station saßen und nach Sveta, der anderen Pädagogin riefen, weil sie in die Klasse wollten. Ich habe dann gezielt versucht, mich mit den Kindern zu beschäftigen, zum Teil war es jedoch so, dass sie sich überhaupt nicht davon abbringen lassen wollten, dass sie gerne in die Klasse wollen und dann im Flur saßen und weinten und schrieen, worauf die Sanitarki sie dann zur Strafe ins Bett geschickt haben. Es ist eben schwierig zu verstehen, dass es für sie wahrscheinlich besser ist, eine halbe Stunde Unterricht mit einer Pädagogin zu haben, die sich ganz auf sie konzentriert, wenn sie dann den Rest vom Vormittag eben doch wieder nur im Flur oder im Zimmer abgeschoben werden. Die letzten Wochen war ich dann regelmäßig mit einem Mädchen von meiner Station auf der Mädchenstation, wo sie dann Keramik machen oder mit Perlen basteln darf, was ihr richtig gut gefällt. Einen Nachteil gibt es bei der ganzen Aktion allerdings, Lena kann nicht laufen, sie robbt nur über den Boden und die Mädchenstation ist im ersten Stock, also fahren wir jetzt mit dem Rollstuhl bis an die Treppe und danach nehme ich Lena auf den Arm und trage sie die Treppen rauf, glücklicherweise ist sie für ihre 12 Jahre noch erstaunlich leicht.
Daher bin ich im Moment wie gesagt, eher frustriert, weil ich nicht zu den Kindern kann und hoffe jetzt drauf, dass die Quarantäne wirklich nur zwei Wochen dauert und ich nicht nächste Woche erfahre, dass sie verlängert wurde...

Die letzte Woche kam die Tatsache, dass ich nicht in Novinki arbeite aber dann  meinen Babuschki zugute, Mittwoch war ich über vier Stunden bei Esther und Donnerstag dann auch nochmal so lange bei Anna und diese Woche werde ich Irina auch mal wieder zweimal besuchen. Mit ihnen allen verstehe ich mich gut, weil ich mich mittlerweile auf Russisch ganz annehmbar ausdrücken und mich dann mit ihnen auch gut unterhalten kann, was Esther letztens auch ganz lustig festgestellt hat: "Jetzt kann man sich endlich mal richtig mit dir unterhalten!". Allerdings ist sie doch meistens diejenige die redet, was ich aber super finde, ich fühle mich in der Rolle der Zuhörerin sehr wohl und bin immer ganz fasziniert von den vielen Geschichten die sie zu erzählen hat.

Jetzt wars das erstmal von mir, ich versuche mich nicht allzusehr runter ziehen zu lassen und suche mir andere Beschäftigungen, heute abend wird das ein Konzert von Addis Abeba im Graffiti, ganz bei uns um die Ecke sein, wir haben sie dort vor 3 Wochen schon live gesehn und werden die Gelegenheit heute auch ausnutzen.
Ansonsten noch etwas, was mir gerade eingefallen ist: Manche haben Eisblumen an den Fenstern, bei mir ist mein ganzes Fenster eine einzige Eisblume ;)

Пока, Йоханна

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